Wichtelgarten

Am Rand von einem großen, alten Garten steht eine urige Buche. An ihrem Stamm sieht man Baumpilze, die wie Schirme über winzigen Fenstern hängen. Auf der Wiese vor dem Baum wachsen die Blumen besonders üppig. Denn sie werden von den Wichteln, die in der Buche leben, gehegt und gepflegt. Der Garten gehört der alten Dame Sofie, die ihre Blumen über alles liebt. Manchmal kommen Leute vorbei und schauen sich den Garten an, verwundert fragen sie: „Was für wunderschöne Blumen! Sofie wie schaffen sie die ganze Arbeit nur?“

„Ach, ich habe doch Hilfe von meinen Wichteln!“, antwortet die alte Dame schmunzelnd.

„Was, wirklich?.....so, so!“ Sicher glauben ihr die Besucher nicht. Jedoch weiß die alte Dame es besser. Vor langer Zeit hatte sie einen Wichtel gesehen.

 

Damals als Sofie noch ein kleines Mädchen war und mit ihrer Puppe im Garten spielte, geschah etwas Seltsames. Aus heiterem Himmel huschte eine weiße Katze mit flauschigem Fell durch die Blumen. Sie streifte eine Irisblüte mit ihrem buschigen Schwanz. Genau in dem Augenblick wurde ein Wichtelmädchen sichtbar und die Katze verschwand wieder. Da standen sich auf einmal ein Mädchen und ein Wichtelmädchen gegenüber und sahen sich mit großen Augen verwundert an. „Du kannst mich sehen? Sicher war es die Winterkatze! Sie hat mich sichtbar gemacht!“, fiel es dem Wichtelmädchen ein.

„Winterkatze? Es ist doch Sommer! Das verstehe ich nicht und wer bist du überhaupt?“ Sofie fand alles sehr merkwürdig.

„Ich bin ein Wichtel und heiße Nelda. Von meiner Oma weiß ich, dass Wichtel für Menschen unsichtbar sind. Aber sie hat mir auch erzählt: Eine schneeweiße Katze mit Namen Winterkatze würde uns für Kinder sichtbar machen, wenn wir in Not sind. Dabei habe ich immer gedacht, das sei nur ein Märchen“, antwortete das Wichtelmädchen.

„Warum hat sie dich sichtbar gemacht? Könnte ich dir etwa helfen?“, fragte Sofie besorgt.

„Ich weiß nicht.Meine Mama hat Fieber und ich sammle Blütenpollen, damit sie wieder gesund wird“, seufzte das Wichtelmädchen Nelda.

Sofie überlegte kurz und sagte: „Heute gibt es bei uns Hühnersuppe. Meine Mama meint, dass Hühnersuppe einen wieder auf die Beine bringt. Ich hole dir etwas von der Suppe, das fällt sicher gar nicht auf!“ Aufgeregt lief Sofie ins Haus, kramte einen Puppentopf hervor und ging in die Küche. Dort stand schon die dampfende Suppenschüssel auf dem Tisch, schnell schöpfte sie etwas Suppe heraus. Als Sofie zurück im Garten war, hörte sie ihre Mutter zum Essen rufen.

„Ich komme gleich!“, antwortete Sofie und stellte schnell den kleinen Topf auf einen Stein neben der Iris. Danach ging sie wieder ins Haus. Am Nachmittag sah sich Sofie nach dem Wichtelmädchen um, doch sie fand nur noch den leeren Topf.

 

Bis heute hat Sofie keinen Wichtel mehr gesehen. Aber sie weiß, dass es kein Traum war, denn seit der Zeit nimmt sie an jedem Backtag etwas vom Teig und backt ein winziges Brot. Das legt sie auf den Stein und wenn sie wieder hinschaut, ist es fort.

 

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