Karolina trifft Nelly

Die Sonne schien auf die Blumenwiese, auf der Karolina die Kuh graste. Karolina fand ihr Leben sehr langweilig. Täglich beobachtete sie die Pferde auf der Nachbarweide. Da war immer etwas los, viele Menschen kamen dort vorbei, blieben stehn und bestaunten die Pferde.

„Was für schöne Tiere!“ Gingen sie aber an ihrer Weide entlang, sagten sie nur: „Oh, eine Kuh!“, und setzten ihren Weg fort.

Wie sie so gelangweilt am Gras rupfte, bemerkte sie nicht, dass da ein Winzling auf der Butterblume saß. Sie legte die Zunge um die Butterblume, rupfte sie ab und stopfte sie ins Maul. Gerade wollte sie zubeißen, da hörte sie eine Stimme: „Lass mich sofort hier raus!“ Vor Schreck fiel der Kuh alles aus dem Maul.

„Igitt, ist das klebrig!“, schimpfte es aus dem ausgespuckten Grashaufen. Dann kroch eine Hutzelfee heraus, schüttelte sich, zog an ihrem Hut und auf der Stelle wurde sie ein Stückchen größer. Nun stemmte sie die Hände in die Hüften und baute sie sich vor Karolina auf.

„Fast hättest du mich gefressen!“, rief die Fee verärgert.

„Aber hab ich doch gar nicht“, sagte die Kuh kleinlaut.

„Na gut, stimmt und weil du mich nicht gefressen hast, darfst du dir etwas wünschen.“

„Bist du etwa eine Fee?“, fragte Karolina verwundert, weil man bei einer Fee an ein zartes Wesen denkt. Diese da vor der Nase der Kuh war nicht gerade feengleich.

„Natürlich! Ich bin die hübsche Fee Nelly und nun zu deinem Wunsch, möchtest du vielleicht auch so schön sein wie ich?“, Nelly kreiste schon mit dem Finger in der Luft, da meinte die Kuh schnell: „Ach ich bin schön genug, aber mein Leben ist so langweilig, ich möchte so gerne berühmt sein.“

„Wie du willst, selber schuld!“, darauf berührte die Hutzelfee ein Büschel Klee mit dem Finger und meinte, „wenn du das frisst, dann wirst du berühmt.“

Das ließ Karolina sich nicht zweimal sagen und schlang den Klee sofort runter. „Und nun?“, fragte sie und sah Nelly mit ihren Kulleraugen an.

„Warte es ab!“, rief die Fee noch, wurde wieder klein und verschwand. Am Abend kam der Bauer mit seinem Sohn Max und holte die Kuh zum melken in den Stall.

„Was ist das denn?“, entsetzt sah der Bauer in die Milchkanne und stellte fest, dass Karolinas Milch eine blaue Farbe hatte.

„Das sieht aber lecker aus!“, rief Max und ehe sein Vater ihn daran hindern konnte, steckte er auch schon seinen Finger in die blaue Milch und probierte.

„Das schmeckt wie Eis!“, strahlte Max und die ganze Familie wollte nun kosten. Es dauerte nicht lange und die Herren von der Presse waren auf dem Hof, um über die Wunderkuh zu berichten. Nach dem Bericht in der Zeitung kamen viele Leute, die wollten Karolina sehn. Die Kuh bekam jetzt jeden Tag eine große rote Schleife um und fand alles sehr spannend. Doch als nun jeden Tag viele Menschen um ihre Weide herum standen und sie bestaunten, wünschte sie sich die langweiligen Tage zurück. Nach einiger Zeit gab Karolina wieder weiße Milch, da blieben die Besucher weg und die Ruhe der vergangenen Tage kehrte zurück. Denn es ist so, dass der Zauber einer Hutzelfee, vielleicht glücklicherweise, nur vier Wochen anhält.

                                                                                                                                                                                       

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Kommentare: 1
  • #1

    GiTo (Montag, 09 Februar 2015 19:35)

    "NIEDLICH!"
    LG